Geimpft, inzwischen schon dreimal, aber das hilft natürlich nicht gegen die Mittelohrentzündung, die mich seit Monaten mal mehr, mal weniger begleitet, aktuell und akut eher mehr, sogar deutlich. da hilft nicht einmal die diensthabende Ärztin in der Ambulanz der HNO-Klinik Tübingen,
‚Nein, Maske auflassen!‘,
der scheiß Gummizug tut weh.
‚Sie haben eine Mittelohrentzündung!‘
echt jetzt? Wer hätte das gedacht? ich kann nicht mal was essen, zumindest nichts was gekaut werden müsste, es tut scheiße weh.
‚Wenn das am Montag nicht besser ist, gehen Sie zu ihrem HNO!‘
Ja nee, is klar. Vielleicht bring ich nächstes Mal ’ne Kaffeetasse mit meinem Namen drauf in die Praxis meines HNO…
Auf dem Heimweg geh ich noch schnell einkaufen, weiches Zeug, nichts was weh tut. An der Kasse ermahnt mich die Kassiererin dann, dass ich nächstes Mal bitte eine ffp2-Maske tragen soll, und tatsächlich: an den Eingangstüren, die an mir vorbei, und durch die ich hindurch gleite, steht jetzt: ‚Zutritt nur mit ffp2″-Maske‘
und ich merke, wie mich der politische Konsens schlagartig verlässt.
Fickt Euch!
ich gehe Leuten gerade noch mehr aus dem Weg als sonst, nicht wegen dem Corona-Gedöns, sondern weil ich mich selbst neu definieren muss und will, aber abgesehen von meinen Motiven: die Menschen mit denen ich möglicherweise Infektionsrelevantem Kontakt habe kann ich an einer Hand abzählen.
ich bin dreifach geimpft, aber das schützt ja nicht vor Infektion. oder davor, andere anzustecken. wenn ich’s recht verstanden habe, dann darf ich mit drei Impfungen auf öffentlichen Toiletten pissen ohne Wischi-Waschi-Test mit 24-Stunden-Zertifikat, voraus gesetzt ich bin der einzige auf der Toilette. Darf auch gern ein Test sein, der auf die Omikron-Variante gar nicht anspricht. Für’s Scheißen braucht’s dann schon einen PCR-Test, die Verwendung von Klopapier setzt eine chirurgische Händedesinfektion voraus (vorher!) und sollte außer mir noch jemand im Raum sein, so habe ich diesem unaufgefordert mein Handy vorzulegen, mit geöffneter CovPass-App, sowie meinem Personalausweis, um zu beweisen, dass ich ich bin.
Das örtliche Schwimmbad akzeptiert übrigens kein Impfbuch mehr als Nachweis der Impfung, sondern nur noch den QR-Code der CovPass-App, weil O-Ton: ‚Der Impfpass könnte ja gefälscht sein!‘
Das negative Testergebnis hingegen wird ausschließlich in schriftlicher Papierform akzeptiert, und nicht als QR-Code, wie er hier von vielen Teststationen ausgegeben wird, weil ‚Wir haben kein Gerät, um das auszulesen!‘.
Sieg Heil dem Arbeiter- und Bauernstaat. Vielleicht sollte ich demnächst den ganzen Scheiß laminiert im transparenten Brustbeutel mit mir herum tragen, sorgsam zentriert zwischen Nippeln und Bauchnabel und mit Rfid-Chip, falls mich der Assistent irgendeines Gehilfen kontrolliert und der nicht lesen, aber einen Scanner bedienen kann.
Als der ganze Scheiß anfing habe ich mich noch lustig gemacht über den Maskenzwang und erwogen mir einen Darth-Vader-Helm zuzulegen. Beim Verlassen des Supermarktes denke ich über eine ABEK-Vollmaske nach. Schützt wesentlich besser als ffp2 und kommuniziert, dass dieser Wahnsinn auch immer noch steigerungsfähig ist. Fraglich nur, ob Kassierinnen in Supermärkten und Schwimmbädern solcher Ironie zugänglich sind, vermutlich eher nicht. Wahrscheinlich würde man mich ankrähen, dass ich doch bitteschön eine ffp2 tragen solle, vielleicht noch flankiert mit dem Hinweis, dass es in diesen schweren Zeiten oberste moralische Pflicht sei, all die drei- und dann bald vierfach geimpften Mitmenschen zu schützen.
Ich hab übrigens nichts gegen das Impfen, Impfen ist ’ne coole Sache. Evidenzbasiert. Aber ich hab was gegen Gängelei. Gängelei ist nicht cool, sondern Angstbasiert.
ich hätte mir diesen Helm kaufen sollen, als ich noch Geld hatte… andererseits: bißchen albern, vor allem ohne den ganzen anderen Darth-Vader-Schutzanzug. Aber vielleicht kauf ich mir einen langes schwarzes Tuch und binde mir so ein Tuareg-Gesichtsschutz. Den könnte ich dann überall tragen, wo ffp2 vorgegängelt wird. Hilft wahrscheinlich auch gegen Mittelohrentzündung.