autoaggressiv

Jetzt & Hier 16. August 2020

Gedanken beißen sich fest in mir. Den Kopf gegen eine rau verputzte Ziegelmauer zu schlagen. Bei 150 das Lenkrad herum zu reißen. oder mich anzuzünden. ich brenne doch so gerne, warum nicht mal wirklich?

verschiedenen Auffassungen zufolge, auch meiner eigenen, sind Gedanken real, sie haben eigene Form und Gestalt und bilden Substanz in einem Raum Höherer Ordnung, an dem wir Menschen, und biologische Lebewesen ganz allgemein partizipieren, allein beweisen lässt sich das nicht, im Leben zwar schon, im Labor aber nicht, jedenfalls nicht signifikant genug, aber was kann schon als real gelten, wenn man es nicht reproduzierbar anmessen kann? Bitteschön, wir leben in einer materiellen Welt, versuchen seit dem Großen Schisma der Wissenschaft der Prima Causa mit immer ausgefeilteren Apparaturen auf die Schliche zu kommen, eher vergebens möchte man meinen, aber Teilchenbeschleuniger haben sicher auch ihren Sinn, außerdem schaffen sie Arbeitsplätze für Leute, die auf dem Bau eher keinen Job kriegen würden, also was soll’s.

Ich selbst tauge weder in Teilchenbeschleunigern noch auf dem Bau, mein Sinn ist nicht offen ersichtlich, aber ich hätte Arbeit für einen Therapeuten, ich ticke nicht ganz richtig.

und frage mich immer noch wieso?
also nicht wegen dem Ticken, sondern weshalb ich entschied, einen Rückfall zu wagen. Mir hätte das bewusst sein müssen, und war’s mir ja auch mal, was das bedeuten würde.

und mein Gott! wie konnte ich das über zehn Jahre lang aushalten? ich meine, ich hab das über zehn Jahre lang betrieben, diese Quartalskifferei. von zwei mehrmonatigen Pausen abgesehen bin ich etwa alle acht Wochen los, um eine Woche dicht zu sein, manchmal auch zwei. Weil ich mein Leben (Arbeit & Ehe) so weder ertragen konnte noch wollte. Nach spätestens zwei Wochen konnte ich dann das Dicht-sein nicht mehr ertragen. Also drei Tage Craving, und das ganze Spiel von vorn.

Warum habe ich mir das angetan?
Um einen Job zu haben? Eine Frau?
what’s wrong with me?

so aus dieser scheinbaren Distanz des Nüchtern-Werdens:
da stimmt etwas grundlegendes nicht mit mir.

vermutlich essentiell dysfunktionale Strategien zur Lösung des Grundkonfliktes zwischen Abhängigkeit (sic!) und Individuation.

und ich werd’s nicht lösen können. ich will nicht. ich wollte schon immer beides. Sozialisation, Karma, fragwürdige Vorbilder? ich weiß es nicht.
ich weiß nur, dass ich nie mehr versuchen will, das Ding mit Drogen auszubalancieren.

ich will Gedichte auf Mauern sehen, nicht Mauern auf meiner Stirn.

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