wer bin ich? wirklich?
auf der Suche nach einem bestimmten Text finde ich unerwartet viele, Briefe, Fragmente, Fragen. Fragen, die zu weiteren Fragen führen, wie lautet die Antwort? oder wer ist die Antwort?
wie unverschämt ich bin, wie überheblich zum Teil in gefühlten Gewissheiten, wie überschäumend, überbordernd, überdreht, wie liebevoll und herzlich, zärtlich, wild, ungestüm, wie zutiefst traurig aber auch, wie bedürftig, wie klein und wie wütend. Wie unausgeglichen.
Mit 20 dachte ich darüber nach, dass sich das ganze Universum doch in einer Nussschale erkennen lassen müsse, jetzt bin ich eine Nussschale, auf offenem Meer, le bâteau ivre, ein trunkenes Schiff, wer bin ich wirklich?
und wer will ich sein?
und kann ich ich sein, ohne ein Du?
wer bin ich dann?
und wer bin ich mit einem Du?
manchmal wäre ich gern ein Stern, ein schönes Funkeln in der dunklen Stille des Alls, ganz ruhig, pulsierend, unendlich, in mir selbst für den ganzen Kosmos.
Aber was weiß ich schon von Sternen? Leuchtende Dinger am Nachthimmel, im Jetzt vielleicht schon längst erloschen, nur Licht auf einer ewigen Wanderschaft durchs Nichts? Vielleicht ist es eine Strafe Stern zu sein, vereinsamt in einer Kälte, die sich nicht zu erwärmen vermag, weil ihr jede Substanz fehlt, Jahr-Milliarden lang.
woher soll ich das wissen? kleiner, törichter Affe, Menschensohn, Gotteskind, Nussschale.
Dichter in einer Sprache, die in tausend Jahren keiner mehr spricht.
Nackt und warm und allein liege ich auf meinem Bett und denke nach über mein Ich und das von Sternen, und weiß doch genau, dass solche Fragen keine Rolle spielten, läge ich nicht alleine hier, warm und nackt, und es spielte nicht einmal eine Rolle ob das ekstatisch wäre oder schlafend, friedvoller wäre mein Herz.
bin ich unzumutbar?
oder mein Leben, mein Schicksal vielleicht? kleiner Ausschnitt eines Textes mit Billiarden Wörtern, ein Flyer nur im Bewusstsein eines Sternes?
oder ist unzumutbar, was ich an anderen begehe mit meinen Worten?
Sollte ich schweigen? Ja, vielleicht, vielleicht für immer, vielleicht fände ich Frieden darin.
Könnte ich es? Ja. vielleicht, vielleicht 20 Minuten lang.
Und dann?
und dann?