genau vor einer Woche hat mein Tanzkurs begonnen und der erste Abend hat mir richtig Spaß gemacht und Freude. der heutige nicht.
ich stehe ganz am Anfang, das ist mein erster Tanzkurs. begonnen mit dem Tanzen habe ich in Nächten und Räumen, in denen niemand hinsah, allein, nur ich und die Musik und der Drang irgendwie das körperlich zum Ausdruck zu bringen, was ich in mir fühle.
zu zweit zu tanzen ist etwas ganz anderes.
mit M, (m)einer Gasttänzerin beim ersten Mal, hat das gut funktioniert.
mit B fast gar nicht. es gab nichts, was sie nicht kritisierte. das begann mit der Auswahl an Musik, noch bevor wir tanzten, zog sich über meinen Tanz-Stil hin, und endete damit, dass sie zum Schluss vom Parkett eilte, um sich die Hände zu desinfizieren, ohne mir wenigstens anstandshalber Raum für einen Dank oder irgend etwas anderes zu geben.
ich könnte jetzt im Detail ausführen, was da alles nicht gepasst hat, oder es resümieren, aber zum Einen stört mich im Augenblick der Duft ihres Parfums, den ich mit Händewaschen und Rauchen aus meiner Nase zu treiben versuche, und zum Anderen wäre ich auch nicht besser, addierte ich hier ihre Aussagen und ihr Verhalten zu einer wenig schmeichelhaften Charakterisierung ihrer Selbst.
Das ist nicht hilfreich.
Hilfreich ist es mich selbst zu zentrieren und zu orientieren:
ich will tanzen lernen.
und mein Eindruck vom ersten Mal war, dass ’schönes‘ Tanzen aus gemeinsamen Harmonieren entsteht. Inwieweit ich dafür das Führen beherrschen muss, muss ich erst noch heraus finden; wie ins Tanzen selbst spüre ich mich da hinein.
was ich aber weiß ist, dass Dynamik und Inhalt von Kommunikation zwischen zwei oder mehreren Menschen auf einer tieferen Ebene schon ausgehandelt werden, bevor die Kommunikation überhaupt beginnt.
Auch das ist Führen, allerdings wird der Einfluss nicht am Anderen vorgenommen, sondern an sich selbst.
ich nenne das mal ‚Innere Führung‘. es fällt mir nicht leicht, darüber zu sprechen oder zu schreiben, auch weil ich meine Gedanken dazu bisher noch nie mit jemand anderem besprochen habe. in dieser Hinsicht blieb es bei Versuchen, weil meine grundsätzliche Annahme stets zurück gewiesen wurde.
Aber anlässlich dieses desaströsen Abends werde ich diese Woche noch sehr viel darüber nachdenken.
jetzt, in diesem Augenblick, verspüre ich eher Abneigung noch einmal mit B zu tanzen.
Aber tanzen will ich lernen.
und den Widerstand als Herausforderung nehmen.
Ein Glück hatten wir heute Tanzschritte, die man auch gut alleine üben kann.
Der Dai-Sifu begann in Ermangelung einer Holzpuppe eines Tages die Holzpuppen-Form ohne Puppe zu üben.
Ich bilde mir in meinem Fall nicht ein, das könne echten Tanz ersetzen, aber ich weiß, dass ich über genügend Vorstellungsvermögen verfüge, mir eine Tanzpartnerin zu imaginieren, mit der ich besser harmoniere.
So. und jetzt geh ich Duschen. Mit einer Seife, die mich von diesem widerlichen Parfum befreit.
Nachtrag: 10 mal meinen rechten Arm gewaschen, 6 mal mit Seife, 4 mal mit Desinfektionsmittel, der Geruch klebt immer noch an mir… ich fürchte, ich muss mir für solche Fälle alkalischen Grundreiniger besorgen. Bremsenreiniger oder so was.
Nachtrag 2: es ist 2 Uhr in der Nacht, aber mit diesem ‚Duft‘ kann ich nicht schlafen. Hab’s mit Essig probiert – Fehlanzeige. ich dachte schon, jetzt würde ich nach Caprese riechen, aber mit Küchenseife ging der Essigduft auch wieder weg. Nur Bs Parfumduft blieb. Jetzt hab ich es mit Bad-Reiniger probiert, das scheint besser zu funktionieren… oh Mann! wenn Führung beim Tanzen schon damit beginnen soll, die Partnerin darauf hinzuweisen, sie möge sich bitte nicht so einnebeln, dann wird die Bitte, sich mal auf den eigenen Tanz zu konzentrieren, statt dauernd die anderen zu beobachten wohl deshalb schon vergebens sein. Von einem befreiten Kreuzbein und Tanzschritten, die weiter als fünf Zentimeter gehen, brauche ich dann gar nicht mehr anfangen.
Nun ja, es bringt nichts, an den Einstellungen anderer zu arbeiten – das geht nur bei den eigenen.
Zumindest scheint das mit dem Badreiniger zu funktionieren.
Nachtrag 3: 3 Uhr. ich brauch wohl doch Bremsenreiniger. Oder Chlorbleiche.
wie B wohl darüber denkt? nicht über ihr Parfum und ihren Umgang damit, sondern über diesen Tanzabend.
im Grunde brauche ich darüber gar nicht nachdenken – ich sitze schon drin in der Bewertungsfalle, und sie hat den ‚Schuldigen‘ ja schon benannt.
Damit neigt sich mein Tanzkurs schon dem Ende zu, kaum dass er angefangen hat.
Allein ich bin nicht bereit, dass so zu akzeptieren, denn immerhin will ich tanzen lernen. Aber mit B wird das so nicht möglich sein, und bei der Einstellung, die sie gestern gezeigt hat, sehe ich auch keine Möglichkeit das aufzulösen.
Nun, dann werde ich eben einen anderen Weg finden.